Es gibt sie, die sehnsuchtsvollen Tage, an denen das Herz völlig den Verstand übernommen hat. In den Wolken, zwischen Bäumen und Sträuchern, überall siehst du dann Zeichen und versuchst, ihren Sinn auf dich zu beziehen.
Meistens geht der Zustand schnell vorüber. Nur in wenigen Fällen haftet er an uns wie Kaugummi, bis wir wirklich, wirklich die Message verstanden haben.
Bei meiner Arbeit treffe ich meistens auf Menschen, die diesen Zustand entweder gerade real erleben oder ihn vor noch nicht allzu langer Zeit erlebt haben. Da ist die Arbeitslosigkeit, eine Trennung, ein runder Geburtstag oder die Geburt eines Kindes. All diese Ereignisse bringen neue Informationen über das Leben mit sich, und nicht alle sind leicht zu verdauen.
Trennungen etwa sind selten voller Glückseligkeit. Mit dem Verlust des Partners/der Partnerin stürzt eine Welt ein, oder zumindest werden ein paar Pläne zunichte gemacht, die man sich doch so schön zurecht gelegt hatte.
Damit verbunden sind oft Gefühle von Trauer, oder Selbstzweifel, die hartnäckig anhaften können.
Oder nimm einmal die Geburt eines Kindes: Wer weiß schon, ob sie wirklich so verläuft, wie im Vorbereitungskurs geplant, oder ob nicht das wahre Leben eine andere Geschichte erzählen will:
Mit Beziehungsstress unter der Geburt oder Kaiserschnitt oder Wehen, die künstlich ausgelöst werden müssen. Oder mit einer Welle an Gefühlen, auf die sich niemand vorbereiten kann.
Die Menschen, mit denen ich arbeite, kommen zu mir, weil sie sich fragen, wie sie mit diesen Lebensereignissen besser umgehen können.
Sie wollen Antworten, anstatt sich gedanklich im Kreis zu drehen. Manchmal haben sie auch schon eine Antwort gefunden, die zwar für eine kurze Zeit ihren Zweck erfüllt, langfristig aber zum Verblassen aller Lebensenergien führt. Dann sind sie unzufrieden und wissen nicht so genau, warum.
Die Strategie, die sie dann anwenden, lautet meist “Vermeiden”.
Vermeiden ist eine jahrtausendalte Taktik, die sicher schon vom Erdboden getilgt worden wäre, wäre sie nicht so erfolgreich. Vermeiden, nicht genau wissen wollen, nicht hinsehen mögen, Prokrastination- sehr hilfreich, um Abstand vom Schmerz zu bekommen, der im Inneren wütet.
Vermeiden zeigt sich in bunter Verkleidung: Es kann sein, dass du zu viel arbeitest, oder überhaupt nicht mehr arbeitest, oder dich mit neuen Dingen beschäftigst (Konsum) oder dir einen neuen Menschen an deine Seite stellst, bevor du dich vom alten gelöst hast.
Du kannst auch neue Projekte angehen, bevor die alten beendet sind, einen Umzug planen statt deine Mietschulden zu begleichen oder über den Job jammern, anstatt in die Klärung mit der Chefin zu gehen.
Vermeiden bringt Entlastung, und deshalb ist es so beliebt.
Das Dumme an Vermeidung ist: Sie holt dich wieder ein. Das, wovor du geflüchtet bist, kommt zu rück. Bumerang-Effekt, doppelt hart. Im Schatten ist dein Thema nämlich ganz schön groß geworden. Es hat sich davon ernährt, wie gerne du wegschaust, und es hat sich zu einem riesen Berg an Sch.. aufgebläht.
Du merkst schon, ich bin kein Fan von Vermeiden. Viel lieber gehe ich in die Konfrontation.
Das ist dann oft auch meine Rolle als Coachin, in der ich liebevoll dranbleiben darf und sagen kann, was ich von Außen wahrnehme. Klar, das ist viel leichter, wenn es nicht das eigene Thema ist, sagst du nun. Irrtum. Es war immer auch schon mal mein Thema, sonst würde ich es nicht erkennen.
Das was ich sehe, kenne ich.
Persönlich habe ich mich deshalb dafür entschieden, meine Probleme zu lieben. Ja, du liest richtig. Ich liebe sie. Knobelaufgaben des Lebens, Wegweiser der Seele, meine persönliche Entwicklungstour. Natürlich bin ich nicht frei von Vermeidungsstrategien (frag mal meine Mentorin!). Ich entscheide mich einfach trotzdem nach einer gewissen Zeit, hinzusehen.
Meistens ist das, was ich dann finde, eine Abwandlung eines alten Themas. Irgendetwas, was in der hundertsten Schicht noch nicht gelöst war, kommt eben doch nochmal zurück und will Aufmerksamkeit. (Deswegen bringt es auch wenig, sich vor dem zu verstecken, was entwickelt werden will- es holt dich wieder ein.)
Eine Idee zur Güte
Wenn du eher dazu neigst, davon zulaufen und dir Nebenschauplätze zu eröffnen, anstatt dem Problem gegenüberzutreten, mit allem was du hast, magst du vielleicht diese Idee hören:
Wann immer du kannst, liebe.
Liebe dein Leben. Liebe dein Problem. Nimm es voll an.
Sieh es als einen Hinweis des Universums, dass du jetzt hier an dieser Stelle wachsen darfst. Sie es als den kleinen, feinen Zaunpfahlwink an, der dir zeigt, dass du etwas vom Weg abgekommen bist und dass du jetzt besser nochmal auf die innere Landkarte schaust, bevor du weitergehst.
Wenn du dein Problem voll lieben kannst, wirst du merken, dass du dich damit auch voll annimmst.
Du stehst zu dir, gestaltest dein Leben um und modellierst dir eine Wirklichkeit, die danach viel besser zu dir passt. Das mag heißen, dass du manche Menshen gehen lassen musst, oder dass du dir einen neuen Job suchst, oder dass du erst einmal deine Wohnung renovierst, anstatt dich für das schicke Haus zu verschulden.
Und es mag sein, dass du dann in Kontakt mit deiner inneren Wahrheit kommst, die dir eine Geschichte über dich erzählt, die du noch nicht kanntest.
Ich sage nicht, dass es einfach ist. Aber ich weiß, dass es sich lohnt.
Deshalb: Wenn du kannst, liebe. Gib dich hin und stell dich. Geh den nächsten kleinen Schritt. Triff diese Entscheidung, sag Ja und Nein, gehe hin oder zurück. Hör dabei auf den Vogel, der in deiner Brust singt, und folge ihm.
Sonst gibt es wirklich nichts zu tun.
Wenn du dir Begleitung beim Gehen wünschst oder jemanden an deiner Seite haben möchtest, der sich mit inneren Landkarten gut auskennt, kontaktiere mich gerne. Ich schaue gerne mit dir hin.