Was ich gerade mache…

An dieser Stelle teile ich aktuelle Entwicklungen rund um Anker im Alltag und erzähle dir, was mich gerade beschäftigt. Schön, dass du mitliest. 🙂

Der Januar zeigt sich grau, nieselig. Perfektes Wetter, um nach Innen zu gehen.

Mit der Entscheidung, mir das Sabbatical als eine Innenschau und Auszeit zur Klärung zu nehmen, war ich mutig- das weiß ich jetzt. Zuerst stand der mentale und emotionale Abschied aus dem „sicheren“ Berufsleben an- was ja in Zeiten prekärer Arbeitsbeschäftigung, gerade im Wissenschaftsbereich, gar nicht sicher ist, sondern nur als sicher, eben bis zum nächsten Vertragsende, verkauft wird. Die Benefits für die Unsicherheit, also Gehalt im TVÖD, Urlaubszeiten etc., sollen das ausgleichen, können es aber nicht. Diese erste Erkenntnis war zumindest erwartbar.

Was mich überrascht hat, war, wie sehr das Umfeld auf meinen Schritt reagiere, zwischen „Jetzt bist du raus und kommst nie wieder rein“ und „Wahnsinn, selbst und ständig…“ war alles dabei. Daran lässt sich mehr über Gesellschaftsbilder zum Arbeiten und Frauen in (besonders selbstständiger) Arbeit ablesen als über mich, aber es war augenöffnend, gegen welche inneren Bilder und äußeren Sachzwänge weiblich gelesene Menschen Ü40 doch ankämpfen müssen, die es sich selbst (wieder) erlauben, nach SICH zu schauen.

Zur Auseinandersetzung mit dem Äußeren kam nach anfänglicher Entspannungshaltung dann einiges, was auf eine Pause, auf einen Umbruch, gewartet hat. Diese unbearbeiteten Zustände konnten nur deshalb so lange im Verborgenen weilen, weil es eben im Hamsterrad so schnell zugeht und das Klardenken und Klarfühlen so erschwert ist. Zwischen Care-Arbeit und dem Alltagssog bleibt wenig geschenkter Raum für Selbst.

Der absolute Luxus ist natürlich die Frage „Will ich das, was ich hier mache, weiter machen“- das ist mir bewusst, und ich bedanke mich täglich beim Universum für dieses Privileg, das ich mir selbst so hart erarbeitet habe (ist es dann ein Privileg – aus dem Vorrecht/ legis heraus !?), dass ich es mir auch für eine Zeit lang erlauben kann. Und genau hier zeigt sich, wie ungerecht gesellschaftliche Normen greifen: Meinem damaligen Alleinerziehenden-Alter-Ego stand gefühlt keine Pause zu, war real wenig Pause möglich, sie musste sich kümmern, ohne gekümmert zu werden, Ansprüche und Belastungen gaben sich die Hand und kumulierten dann, mit viel Wegstecken und eiserner Disziplin, nach Jahren in „Erfolg“. Leistung als Daseinsberechtigung, als Grundlage für eine Existenz, in der Durchatmen möglich ist- ist es das, was wir als Gesellschaft noch wollen? Können wir uns das noch leisten? In Verbindung mit einer Umwelt, deren Teil wir sind, deren Essenz wir in uns tragen, darf da Leistung noch die tragende Rolle spielen? Und wer bestimmt, was Erfolg ist, und wie viel es dafür gibt? Wer entscheidet darüber, ob die Tätigkeit des Sich-Kümmerns es wert ist, bezahlt zu werden? Und was heißt das für mich und die Arbeit, die ich zukünftig machen will? Für mein Menschenbild, das sich unter der müden Last der letzten Jahre gerade wieder herausstellt und sich den Schmutz abschüttelt und sagt: Verdammt, ich bin noch da, sieh mich an!

Die Fragen sind zu diesem Zeitpunkt mehr als die Antworten, und das ist in Ordnung. Es muss erst chaotischer werden, bis sich eine neue Ordnung zeigen kann. Ich freue mich schon darauf, diesen Fragen einen angemessenen Rahmen, zum Beispiel im Netzwerk für Alleinerziehende, zu geben. Und mir noch mehr Zeit zu gönnen, genau hinzuhören, welche Stimmen sich regen, und welche inneren Lieder noch gesungen werden wollen. Ich bin zuversichtlich, dass es am Ende harmonisch klingt.

Zur Verfestigung des Neuen, das da, aber noch nicht sichtbar ist, führe ich die unten folgenden Kategorien für kommende Updates ein.

Fühle dich frei, mit mir inspiriert zu sein. Liebe geht raus!

Was ich gerade höre: Ensiferum (2024), Winter Storm: „From order to chaos“ und „Victorious“

Was ich gerade lese: Julia Cameron (2019). Der Weg des Künstlers. Knaur MensSana TB.

Was mich gerade inspiriert: Bellis Perennis, das Gänseblümchen. Mit seiner einfachen Schönheit leuchtet es jetzt schon auf den Wiesen und trotzt Kälte, Frost und Dunkelheit.

Die Wintersonnwende ist da, und sie kommt freundlich daher, was eine Wohltat nach den letzten Wochen der intensiven Veränderungen ist. Vor zwei Tagen hatte ich den letzten offiziellen Arbeitstag im Angestelltenverhältnis (bis dato), und es fühlt sich richtig gut an, dass ich meine Entschiedung so getroffen habe. Natürlich schaue ich realistisch auf meine Situation, auf die finanziellen Fragen, die sich mit Wegfall eines „sicheren“ Einkommens ergeben, aber auch mit Freude und einem freien Atmen in der Brust, mit Blick auf die freien Gestaltungsprozesse, die jetzt vor mir liegen.

Ich habe mir diesen Schritt lange überlegt und werde mich nun in ein zweimonatiges Sabbatical begeben, in dem ich mich mit meinen Bedürfnissen rund um Arbeit/ Care-Arbeit, Gesundheit und Kreativität sowie meinen langfristigen Planungen auseinandersetze. Die letzten zwanzig Jahre standen unter der Überschrift Carearbeit für andere, Existenzsicherung und Karriereaufbau. Mit der Promotion und dem Erwachsenwerden meiner Kinder habe ich mich doch sehr verändert, und große Fragen nach neuen Bedürfnissen, Ansprüchen, Ideen und neuen Plänen für MEINE Zukunft wollen nun beantwortet werden.

Ganz abtauchen werde ich trotz aller Reflexion nicht, denn: Sabbatical heisst hier im übertragenen Sinne, dass ich mir zwar viel Zeit für die Innenschau nehme, aber auch die Termine wahrnehme, die schon verabredet sind. (Auf neue Anfragen reagiere ich natürlich auch, aber in Ruhe.) Und ich werde herausfinden, welchen Schwerpunkt es für meine zukünftige Arbeit geben soll und wie ich mich selbst und meine Bedürfnisse dabei im Blick behalte.

Ich bin sehr dankbar, dass ich schon viele Ideen für 2025 im Blick habe, die mir immer wieder Freude bereiten und mit denen ich mit anderen in die Kooperation gehe. Ein Teil der kommenden Seminare wird sich mit dem Thema Kräuter und Draussensein auseinandersetzten, ganz so, wie ich es mir für mich nach der Wildkräuterausbildung gewünscht habe. Natürlich bin ich auch weiter mit dem Netzwerk für berufstätige Alleinerziehende am Start, das 2025 offiziell seine Arbeit aufnimmt und das ich als Gründerin und Netzwerkkoordinatorin in die Praxis im Landkreis Mainz-Bingen bringe. Und einige neue Kooperationen, etwa mit den Gleichstellungsbeauftragten aus Neuwied und Limburg, sind auch schon festgelegt. Ganz sicher werden mich meine Herzensthemen Alleinerziehende und Menschsein in der Umwelt weiter begleiten.

Im Rückblick auf 2024 habe ich gelernt, dass vieles möglich ist, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht. Ich habe sehr viel aus meinen Ressourcen und meiner Erfahrung heraus auf- und ausgebaut, das mich sicher in den nächsten Jahren noch gut tragen wird. Aber, und das ist meine wichtigste Message an alle, die sich zwischen Kind/Karriere/Pflege/Beziehungen aufreiben: Der Körper will genährt werden, und der Kopf braucht auch mal Pausen. Ruhe, Spaziergänge, genug guter Schlaf und ausreichend Wasser für die Zellen sind die Basis, auf der wir unser Wirken aufbauen. Ohne diese Grundausstattung kommt es zu Ausfällen, und das gilt es zu vermeiden.

Zur Mittwinternacht 2024 möchte ich nun noch ein ganz herzliches DANKE an alle aussenden, die mich in diesem Jahr in meiner Freiberuflichkeit unterstützt und gefordert haben: Meine Dekanin im Fachbereich Soziale Arbeit, die Kolleg:innen und „meine“ Studierenden an der KH Mainz, alle Netzwerker:innen, die sich mit mir rund um die Gleichberechtigung/Gleichstellung einsetzen, alle, die auf mein Coaching vertraut haben, alle Lieben aus dem Wildkräuterkurs, die Kreisvolkshochschule Mainz-Bingen und alle Anderen, die auf ihre liebevolle, vertrauensvolle oder auch mal strenge Art gezeigt haben, dass ich ihnen wichtig bin und dass sie gerne mit mir arbeiten. Ich danke euch, und ich freue mich auf 2025 und auf viele neue Projekte und gemeinsame Entdeckungen. Kommt gut und gesund nach 2025…

Blessed be!

Gerade jetzt, mit dem Vollmond vor einigen Tagen, fühlt sich alles neu an: Das Alte darf gehen, und Kompromisse halten nicht mehr stand. Es zählt nur noch, was das Herz wirklich bewegt und was für Alle, nicht nur für die Einzelnen, gut ist. Ich bin gespannt, wie sich das auf der politischen Ebene zeigt, nachdem der 09.11. so einen Mix aus Gefühlen mit sich gebracht hat, insbesondere, was den Klimaschutz angeht.

Bei mir haben sich drei wichtige Dinge seit Ende Oktober ereignet. Alle zeigen mir, dass ich auf meinem richtigen, authentischen Weg bin und dass das Universum alle Türen öffnet, wenn das Herz dabei ist.

Erstens habe ich die Kräuterausbildung bestanden und bin damit Zertifizierte Kräuterpädagogin. Yeah! Ich freue mich so, in die Kursgestaltung mit interessierten Menschen zu gehen und meine Perspektive zu erweitern. Den Auftakt hatte ich gestern schon, als ich ein eigenes Modul für die Wildkräuterwelt Kronberg zum Thema „Beratung und Kommunikation“ für den Online-Kurs angeboten habe. Danke, Annette, an dieser Stelle, das hat sehr viel Freude gemacht! Und überhaupt: Die Erde noch besser kennenlernen, Wissen weitergeben, in den Austausch gehen und draußen sein… Einfach großartig! Meine ersten eigenen Termine für 2025 stehen fest und sind unter Seminare und Mehr für die Anmeldung freigeschaltet. Feel free to take part 🙂

Zweitens wurde das Konzept zur Unterstützung berufstätiger Alleinerziehender, das ich für den Landkreis Mainz-Bingen im Auftrag der Landrätin erstellt habe, angenommen. Ja mega, oder?! Das Netzwerk wird unter Federführung der Gleichstellungsstelle 2025 an den Start gehen und mit mir als Netzwerkkoordinatorin alle relevanten Akteur:innen zur Unterstützung ansprechen. Damit habe ich mir selbst und allen Alleinerziehenden, die ich kenne, ein Versprechen erfüllt: Ich gebe Unterstützung weiter und öffne Türen dort, wo Alleinerziehende sie noch geschlossen vorfinden- genau so, wie ich damals Unterstützung erhalten habe von ausgewählten Menschen und Stellen. Ich glaube fest daran, dass sich gutes Handeln auszahlt und dass eine offene Hand weitere offene Hände zur Folge hat für alle. Mit dem Netzwerk erfülle ich mir den ersten Schritt von einem Traum, den ich seit über 10 Jahren träume und der nun endlich Wirklichkeit wird.

Das Dritte der wertvollen Ereignisse, die mir die letzten Wochen geschenkt wurden, passt auch genau dazu: Vom Verband Alleinerziehender Mütter und Väter in RLP e.V. wurde ich gebeten, für den Aufsichtsrat 2025 zu kandidieren, und das werde ich tun. Der VAMV hat bereits, unabhängig von meinem Erfolg der Kanditatur, Interesse bekundet, sich am Netzwerk für Alleinerziehende zu beteiligen, und das ist mal ein großer und wichtiger Schritt hin zum Erfolg. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr es mich freut, in meinem eigenen ehemals schmerzhaften Erfahrungsfeld so viel Gutes tun zu können.

Neben diesen wichtigen Schritten habe ich im Oktober eine Entscheidung gefällt, die ich schon länger mit mir herumtrage. Seit den letzten Tagen wird das Gefühl der Veränderung auch immer realer: Ich habe meinen Brotjob, d.h. meine Festanstellung gekündigt, und werde in den ersten Monaten von 2025 eine Art Sabbatical einlegen. Nach den letzten zwanzig+ Jahren der Care-Arbeit und Versorgung von Anderen ist es nun an der Zeit, mich selbst wieder in den Fokus zu nehmen und die nächsten Schritte zu planen. Dabei werde ich mich ganz auf meine Intuition verlassen und prüfen, was mir wirklich sehr am Herzen liegt, und daraufhin werde ich mich neu ausrichten. Danke, Universum, dass du mir diesen Luxus ermöglichst!

Alle Veranstaltungen, die ich hier auf Anker im Alltag geplant habe, laufen bis zu meiner Neuanstellung ganz regulär weiter, genau wie meine Arbeit in den verschiedenen anderen Arbeitsfeldern wie dem neuen Netzwerk, dem Fallzirkel Übergang Schule/Beruf, den Vorträgen und dem Coaching, der Rosengruppe, den Lehraufträgen, … Ich habe noch zwei, drei Projekte vor Augen, bei denen ich mich bewerben werde, die aber auch erst nach April beginnen- das wird also ein richtiger introspektiver Winter, so wie ich schon lange einmal vorhabe ihn zu begehen. Ich habe großen Respekt vor der kommenden Zeit, denn das bedeutet, dass ich mich ganz mit mir befassen darf, und dass ich mich eben ganz mit mir befassen darf 😉 (Memo an mich: Habe ich genug Bücher? Kann man überhaupt genug Bücher haben?!) Die Zeit ist reif für eine Veränderung des Herzens, und ich freue mich einfach auf das, was kommen und was gehen darf, in ganz viel Liebe.