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Wie du die Ferien überlebst

Da sind sie endlich: die Sommerferien! Sechs Wochen voller Freude, ungetrübtem Spaß, Reisen und… okay, das entspricht nicht der ganzen Realität.

Wie du es dir vorstellst

Nehmen wir an du hast Urlaub bekommen und deine Kinder verbringen die Ferien erst einmal bei dir. (Wenn du Alleinerziehend bist, hast du sogar für einige Tage einen externen Betreuer gefunden, oder der andere Elterneil hat sich im Idealfall ohne Streit dazu bereit erklärt, die Kinder hälftig zu übernehmen.) An den ersten drei Tagen schlafen alle etwas länger, und du bist überglücklich, dass du jetzt eine ganze Zeit lang nicht vom Wecker geweckt wirst und dein Tag einen ganz entspannten Start nehmen darf. Du freust dich gedanklich auf ruhigen Kaffee am Morgen, hast eine Liste mit möglichen Ausflugszielen in der Nähe am Kühlschrank hängen und schon die eine oder andere Freundin mit Kindern angerufen, mit der du dich verabreden willst. Deine Kinder sind gut drauf und freuen sich, dass viele lange Tage mit veränderten Regeln, jeder Menge Eis und Spielen im Freien vor ihnen liegen und sind überhaupt gerade die Tollsten. Sommer eben.

Realitätscheck Tag 4

Dein Idealbild wird die ersten drei Ferientage voll erfüllt. Ausschlafen, Kaffee, Kinderlachen. Am vierten Tag, wahrscheinlich ist es der Montag nach dem Ferienstart, wirst du gegen halb sechs davon geweckt, wie sich jemand neben dich legt. Puh, so warm! Automatisch greifst du neben dich und- Bingo! Eine fieberheisse Stirn glüht sich unter deinen Fingern in Richtung 40 Grad. Du reibst dir den Schlaf aus den Augen, verfluchst die Uhrzeit und tappst in Richtung Medikamenteschrank/Badezimmer, um das fiebersenkende Mittel/die Wadenwickel zu holen. Gegen sieben Uhr hast du das Fieber unter Kontrolle, gerade rechtzeitig, denn das zweite Kind steht hellwach neben dem Bett und kräht: Mamaaaa, was machen wir heute? Mir ist sooo langweilig!!

Ferien sind nichts für Weicheier

Wenn du wie ich in den ersten Schulferien keine Ahnung hast, was du jetzt tun kannst und wenn dir deine wohlverdiente Urlaubszeit plötzlich wie eine modernes Folterinstrument vorkommen sollte (Nie enden wollende Zeit! Warum wird das Kind jetzt krank? Alles so teuer! Keine Sekunde Pause!), habe ich hier ein paar Tipps für dich, damit du überlebst.

Wie du die Ferien überlebst:

  • Du solltest jetzt, ja genau JETZT, Abschied von deinen perfekten Ferienplänen nehmen. Sie sind ein gutes Gerüst, auf das man immer wieder zurück kommen kann, aber sie eins zu eins durchziehen zu wollen wäre ein Gewaltakt, der keinem dient. Lehn dich zurück, entspann dich, und lass das Leben/die Kinder ihren Teil der Verantwortung übernhmen, was das Programm angeht. (Das tun sie ohnehin, aber wenn du es gedanklich loslässt, hast du die Kontrolle.)
  • Tu nur was du tun musst. Einkaufen muss sein, ja. Ihr wollt ja was essen. Aber das Wohnzimmer neu streichen, die Küche umfliesen, alle Verwandten besuchen und mal eben noch schnell die acht Nähprojekte zuende bringen….nein. Mach eine Sache, die du gerne machst. Der Rest darf weiter warten. Du hast Urlaub, keinen Verpflichtungsnachhol- Wettbewerb.
  • Biete deine Inspiration an, aber lass die Entscheidung bei den Kindern. Ja du willst, dass es den Kindern gut geht und hast tausend Vorschläge. Damit nimmst du ihnen aber die Chance, die Erfahrung von Langeweile zu machen. Aus Langeweile entsteht Kreativität, und es wäre doch schade, wenn sie das nicht lernen würden. Im Akutfall darfst du natürlich helfen: Nimm dir ein großes Einmachglas und schreibe einzelne Aktivitäten auf Zettel. Wenn den Kindern langweilig ist, können sie ein Los ziehen und sich mit der Aktivität beschäftigen. Es wäre gut, wenn auch Sachen auf den Losen stehen, die du nicht begleiten musst.
  • Such dir pro Woche einen Tag aus, an denen du bestimmst, was gemacht wird, komme, was wolle. Du willst diese eine Burg besichtigen und deine Kinder quengeln? Du freust dich seit Wochen auf das besondere Schwimmbad, und das Kinderfernsehprogramm ist spannender? An deinem Mama-Bestimm-Tag hast du das Zepter in der Hand. Wer nicht mitwill, kann zu einer Freundin/der Oma/dem Patenonkel, aber du fährst auf jeden Fall. Ist ja auch dein Urlaub oder?
  • Mach eine Ferienessensliste. Das geht besonders mit größeren Kindern gut (und hat mir auch während der Arbeitszeit viele lästige Diskussionen erspart): Du kannst deine Kinder aussuchen lassen, was sie essen wollen, an ein oder zwei Tagen pro Woche. Je mehr Kinder du hast, umso einfacher ist dann der Essensplan. Lass sie die Gerichte auf einen Zettel malen und hänge ihn in die Küche. Du hast natürlich auch einen oder zwei Tage „frei“, an denen du Rosenkohlauflauf oder Labskaus machen kannst. Gemotzt wird dann nicht, denn an den anderen Tagen werden die Wünsche der Kinder ja erfüllt.
  • Halte ein paar kleine (!) Überraschungen bereit. Sechs Wochen können auch Kindern wie eine Ewigkeit vorkommen, selbst wenn sie mit viel Spiel und Entdeckung ausgefüllt sind. Ich habe für Momente, in denen die Ferienluft raus ist, eine kleine Kiste mit Dingen, die für neuen Schwung sorgen: Da sind Seifenblasen drin, die tolle Glitzerkreide, ein Rezept, das die Kinder lieben und bei dem sie helfen können, eine Geistergeschichte, ein Hörbuch, ein Gutschein für ein Picknick an einem besonderen Ort, … Du brauchst die Stimmung nicht durch sinnlosen Konsum zu retten, aber ein paar nette Kleinigkeiten zum richtigen Zeitpunkt helfen euch, eine entspannte Zeit zu haben.

Das Allerwichtigste von Allem

Natürlich habe ich oben ein wenig idealisiert. Ganz so einfach ist es oft nicht. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass eure Alltagssituation auch bei den Ferien eine große Rolle spielt: Vielleicht hast du nicht für die ganze Zeit Urlaub bekommen, und deine Kinderbetreuung ist ein Geflecht aus „Ich nehme sie vielleicht“ und „Du da ist mir kurzfristig was dazwischen gekommen“. Oder du hast als Alleinerziehende keinen guten Kontakt zum anderen Elternteil und weißt überhaupt nicht, wie du die Absprachen treffen oder die Zeit ohne Kontakt zu deinen Kindern überleben sollst (das ist übrigens dein Recht, auch in den Ferien regelmäßig kurz Kontakt zu haben, etwa per Telefon oder Skype). Oder dein Geld kam nicht rechtzeitig, und du kannst dir auch in den Ferien keine großen Sprünge leisten, auch wenn du dir das sehr gewünscht hast.

Darum ist der wichtigste Tipp von Allen: Hol dir Unterstützung!

Du musst die Ferien nicht alleine durchziehen. Nutze dein Netzwerk, oder, wenn du noch keins hast, bau dir jetzt eins auf:

  • Sprich andere nette Eltern auf dem Spielplatz an und frag, was sie noch so machen. Damit bekommst du neue Kontakte und auch neue Ideen.
  • Ruf deine Eltern/deine Freundin/deine Nachbarin an und sag, du brauchst mal einen Tag für dich, die Ferien sind so lange und dir fällt die Decke auf den Kopf. Du wirst sehen, den meisten geht es so, und du wirst Zustimmung bekommen, und Unterstützung.
  • Sprich darüber, wie es dir geht- meistens siehst du nämlich nach außen hin aus, als bräuchstest du keine Hilfe, da du alles ziemlich gut alleine machst. Lass dir helfen, lass dich bekochen, lass deine Kinder auch mal mit anderen ziehen und gönn dir eine Auszeit, in der du nicht den Haushalt machst, sondern dich ausruhst (erwischt, gell?).
  • Schau im Netz nach, welche Ferienprogramme angeboten werden, die wenig kosten. Die Stadtteilarbeit bietet oft auch tageweise Betreuung an, das verschafft dir Zeit und den Kindern Abwechslung.
  • Lobe dich selbst. Du machst das wunderbar, du machst was du kannst, und du machst das alles gut genug. Mach einfach weiter damit.

Zurück in die Zukunft

Ich hoffe, du kannst mit meinen Tipps etwas anfangen und ihr habt eine tolle Zeit zusammen. Mit Blick auf die nächsten Ferien kannst du dir heute auch schon überlegen, was du noch brauchst, um im Herbst gut vorbereitet zu sein. Eine Überraschungskiste kann man zB toll übers Jahr hinweg vorbereiten. Oder du schaust schon einmal genau hin, was bei euch super funktioniert- dann mach das natürlich wieder.

Ich wünsche euch auf jeden Fall eine entspannte, stressfreie Zeit mit vielen gemeinsamen tollen Momenten als Familie. Und für dich eine Extra Protion Erholung mit Sahnehäubchen 🙂