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Sieh hin, es ist (d)eine Chance

Krisen haben den Vorteil, dass sie neben vielen Veränderungen auch ein ganzes Stück Ehrlichkeit mit sich bringen. In diesem Artikel kannst du mit mir überlegen, warum das für dich eine Chance sein könnte.

Seit Corona die Welt durchschüttelt, stellen sich Menschen aller Orts die gleichen Fragen: Wie kann ich gesund bleiben? Wie beschäftige ich die Kinder? Wie erkläre ich meiner Familie die Lage? Was wird aus meinem Job? Was kann ich tun, um mental stabil zu bleiben?

Kurz: Wie stehe ich das alles durch?

Diese Fragen tangieren nicht weniger als die gesamte Existenz der Menschen, und nur wenige kommen drum herum, sie sich zu stellen. Es geht also um eine existentielle Krise, in der sehr viele vorher selbstverständliche Dinge gleichzeitig auf den Prüfstand kommen.

Vom Einkaufsverhalten über die Freizeitgestaltung über Familienstrukturen und die Bewertung von ganzen Jobbranchen wird alles kräftig durchgerührt. Teilweise passieren die Veränderungen so schnell, dass die Einzelnen kaum noch mitkommen. Das erzeugt Stress pur. Und: Je weniger privilegiert man vorher war, umso eher betreffen einen Hamsterkäufe und kurzfristige Warenkanappheit. Leichtes Spiel für die sich dabei ausbreitende Angst.

Wo genau liegt hier jetzt die Chance?

Angesichts der Tiefenbewegungen, die unsere Gesellschaft gerade kollektiv durchläuft, zählt jeder Gedanke, in denen du den Blick auf das richtest, was Gutes dabei herauskommt.

Einfach, um Sorgen keinen Fußbreit mehr zu gönnen als nötig. ( Natürlich bin ich dafür, deine Gefühle wahrzunehmen und sie zu fühlen. Sich gleichzeitig auf die Suche nach einem Gegengewicht zu machen, hilft dir aber, in der mentalen Balance zu bleiben.)

Auf der Suche nach dem Guten lass uns doch einmal beispielhaft auf die Beziehungen in unserem Leben schauen.

Die Einen…

Da gibt es die, die mit uns durch dick und dünn geben, immer für unsere Nöte erreichbar sind und im Zweifelsfall alles stehen und liegen lassen, um uns beizustehen. Meist teilen sie ein großes Stück unseres Alltags mit uns und sind in Prozesse von Planung, Organisation und Bewältigung fest mit eingebunden. Oder sie bereichern den Alltag, indem sie Nachbarschaftsdienste organisieren, in Onlineforen zum Austausch bereitstehen oder das abgesagte Konzert deines Lieblingsclubs live und umsonst streamen. Viele tolle Konzepte sind in den letzten Tagen entstanden aus dem Willen heraus, nicht klein beizugeben.

Das ist wichtig, denn: Da gibt es auch noch- die anderen.

… und die Anderen.

Die mit uns nur so mitteleng verbunden sind, eher in From von Party- oder Spaßbeziehungen oder entfernten Bekannten. Die gerne mal mit Sätzen wie „du kannst auf mich zählen“ punkten wollen, die aber in der akuten Situation nicht ans Telefon gehen, dich von sich aus nicht mal fragen, wie es dir geht oder dich in den Sozialen Medien ghosten, sobald du aus deinem Reallife berichtest.

Du ahnst es schon… Letztere Art von Leuten sind nicht die, mit denen du leichtfüßig durch die Verändungszeit kommst, denn: Du kannst dich nicht auf sie verlassen.

Versteh mich nicht falsch: Niemand ist jederzeit und immer 24/7 für Andere erreichbar. Dazu fehlt es den meisten von uns an Kapazitäten. Gerade jetzt merken wir aber, dass gute Beziehungen sich durch ein ausgewogenes Geben und Nehmen auszeichnen.

Wenn du also immer wieder von den gleichen Menschen an wichtigen Punkten in deinem Leben im Stich gelassen wirst (und ich finde, die Coronalage ist ein ziemlich wichtiger Punkt, der Veränderungen und Anpassungen notwendig macht) und das Geben langfristig nur noch auf deiner Seite liegt, solltest du sehr genau hinsehen.

Bleib dir selbst Freund*in

Es liegt mir fern, hier für eine neue Kultur der Schuldzuweisung zu plädieren, in der es eine klare Rollenverteilung von Opfer und Bösewicht gibt. Mein gesunder Menschenverstand rät mir trotzdem, im Zweifelsfall einen ehrlichen Beziehungscheck durchzuführen, der mich auf Dauer vor weiterem Schmerz bewahrt. Wenn ich mir selbst eine gute Freundin bin, stärkt ich das au Dauer. Manchmal gehört dazu, dass ich meine Grenzen klarer abstecke.

Ich gebe dir ein Beispiel:

Als klar wurde, dass einige Veranstaltungen aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr durch das Virus abgesagt werden, hat mich das als Selbstständige direkt betroffen. Einkommenseinbußen in mehrstelliger Höhe sind die Folge, da es erstmal keine Vorträge/ Workshops/ Seminare mehr gibt.

Ich muss also in nächster Zeit sehr genau darauf achten, dass ich meine Ressourcen stärke und nicht noch weiter belaste.

Meine Sorgen um die Lage habe ich mit einem Menschen geteilt, der mir daraufhin Unterstützung zugesagt hat. Konkrete Absprachen wurden getroffen, wie wir uns gegenseitig emotional stärkend durch die Zeit bringen und was wir füreinander tun können.

Jetzt kommt der Knackpunkt:

Dieser Mensch hat seinen Part nicht eingehalten und sieht nicht, welche Folgen das für unsere Freundschaft hat.

Die Folgen sind bitter: Nicht nur muss ich jetzt auf diesen speziellen Beistand verzichten (an dem mir wirklich viel gelegen hätte), sondern ich muss auch noch Gefühle von Verrat und Verlust verdauen. Eine Mehrbelastung, die ich mir lieber erspart hätte.

Meine Chance

Die Chance, die sich mir jetzt bietet, ist, dass ich diese Beziehung einer deutlichen Prüfung unterziehe: Offensichtlich eignet sich diese Person nicht dazu, in Krisenzeiten auf meiner Verlässlichkeitsliste aufzutauchen. Okay. Das muss ich so hinnehmen, denn ich kann niemanden verändern. Auch wenn es mega schade ist und schmerzt.

Für mich heisst das, dass ich kreative andere Lösungen finden muss, um mich abzusichern. Und wer öfter mitliest, weiß schon, was das heißt:

Ressourcenarbeit ist angesagt!

In meinem speziellen Fall hat die Kärung der Verlässlichkeit in der Beziehung zu diesem Menschen bewirkt, dass ich für mich die Grenzen fester abgesteckt habe. Solidarität und Freundschaft sind mir ein wichtiges Gut, auf das ich in Zukunft noch mehr achte.

In Bezug auf mein Business heißt das, dass ich mich den Veränderungen stellen werde, die jetzt anstehen und mein Angebot weiter ausbaue. Diejenigen, die sich tatsächlich mit mir auf den Weg gemacht haben, werden weiter mitgehen, während ich Schönwetterbeziehungen und Fähnchen im Wind dank meiner gewonnenen Erkenntnisse lieber aus dem Entwickungsprozess herauslasse.

Was heisst das für dich?

Du wirst davon profitieren, wenn ich neue Wege ausprobiere und Freebies bastele- aber das ist damit nicht gemeint 😉

Lernen kannst du trotzdem aus meinem Bericht. Schau dir einfach mal genau an, wen du als stützend und nährend empfindest, wenn es dir nicht gut geht.

  • Wer hat ein offenes Ohr?
  • Wer bietet konkrete Hilfe an und handelt auch danach?
  • Wer kocht für dich oder kauft ein oder hütet deine Kinder, wenn du nicht kannst?
  • Wen kannst du morgens um drei anrufen, wenn du mit dem Auto liegen geblieben bist?
  • Wer schafft für dich Raum, auch wenn der Job stressig und die Aufgabenliste lang ist?

Die Personen, die dir dazu einfallen, sind die richtigen, um zu deinem inneren Kreis zu gehören. Auf sie kannst du in schweren Zeiten zählen.

Wenn du nun gemerkt hast, dass du generell mehr Zeit in den Aufbau deiner Ressourcen investieren möchtest, weil dir das insgesamt gut tut, schau gerne in die neue Rubrik Alltag. Hier stelle ich nach und nach immer mehr Anregungen ein, wie du dich alltagstauglich und langfristig stärken kannst.

In diesem Sinne: Bleib gesund, bleib daheim und sorge gut für dich. Du kannst jeden Tag nur wachsen. Nimm dir deine Zeit dazu.