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Erntedank

Auch auf die Gefahr hin, als (im besten Falle) traditionell zu gelten:

Ich liebe Erntedank!

Früchte, Nüsse, Gemüse, junger Wein… in „meinem“ Landstrich feiert man den Höhepunkt der Erntezeit mit bunten Festumzügen und jeder Menge leiblichen Genüssen. Die Jugend vergnügt sich bei der Kerbedisko, die älteren Semester begießen den Ertrag mit einem Glas Federweißen und einem Stück „Zwibbelkuche“. Ich koche, ganz Kind meines Landes, einen riesigen Topf „Quer dorsch de Gaarde“- Gemüsesuppe. Die wird mit allen geteilt.

Mir kommt diese bunte Zeit sehr entgegen, denn nach den heißen Monaten des trockenen Sommers kann ich trotz einiger Entbehrungen ebenfalls auf reiche Ernte zurückblicken:

Da waren all die Stunden, die ich in guter Gesellschaft verbringen durfte: Die Abende am Rhein, in liebevollen Gesprächen oder hitzigen Diskussionen. Gemeinsame Arbeitseinheiten mit Ergebnissen voller konstruktiver Entwicklungen. Das Lachen, wenn etwas besonders gut gelungen war, oder auch überhaupt nicht. Die ruhigen Momente, geteilt mit dem Menschen, der in meinem Herzen ist. Und nicht zuletzt all die Begebenheiten im Alltag, die mich zu der gemacht haben, die ich heute bin.

Gerade in einer Zeit, in der dank politischer Umbrüche und vielen erschütternden Neuausrichtungen nichts mehr zu sein scheint, wie es war, ist es Zeit.

Zeit, dankbar zu sein.

Zeit, das zu schätzen, was zur Verfügung steht.

Zeit, sich den vermeintlichen Sicherheiten neu zu widmen und sie genau anzusehen, ihren Wert zu erkennen.

Was wären wir ohne den Freund, der immer wieder verzeiht?
Ohne das Lachen unserer Kinder?
Ohne die gestrenge Chefin, die uns an unsere Grenzen bringt und immer wieder neue Bestleistungen aus uns herausholt- weil sie an uns glaubt?

Wahrscheinlich wäre wir ein ganzes Stück ärmer, innen wie außen.

Daher: Ich liebe Erntedank.

Weil das die Zeit ist, in der ich daran erinnert werde, wie gut ich es habe. Und wie gerne ich das teile. Mit denen, die ich liebe. Und mit allen anderen.

Ich wünsche uns allen, dass wir erkennen, dass wir genug zum Teilen haben, und dass wir vollen Herzens geben.

Denn Dankbarkeit, ähnlich wie Liebe, wird mehr, wenn man sie teilt.