Was wäre wenn…
Das habe ich mich in den letzten Tagen öfter gefragt.
Was, wenn ich diese eine Aufgabe einfach nicht zu Ende bringe?
Was, wenn ich es einfach durchziehe?
Was, wenn am Ende der Preis des Durchziehens höher ist als der Preis des Aufhörens?
Doch zurück zum Anfang.
Obwohl mein Arbeitsschwerpunkt die Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf ist, bin auch ich nicht davor gefeit, in typische Fallen des Feldes zu treten:
Da sind die Erwartungen der Anderen, die Verpflichtungen, die nicht deligierbar sind, das eigene Ego, das den Anerkennungspogo tanzt und noch diverse andere Größen, die auf mein Leben und auf meine Vereinbarkeit einwirken.
Nur einen geringen Teil davon habe ich unter Kontrolle. Was ich nicht kontrollieren kann:
Ich kann nicht beeinflussen, ob mich jemand mag.
Ich kann nicht beeinflussen, wie sich der Zustand eines pflegebedürftigen Familienmitglieds verändert, für das ich die Verantwortung trage.
Ich kann nicht beeinflussen, wenn ein wichtiger Termin verschoben wird und meine Planung durcheinander wirft.
Ich kann nicht beeinflussen, ob sich neue Inhalte aus Feldern auftun, die ich nicht auf dem Schirm hatte.
All das liegt nicht in meinem Einflussbereich, so sehr ich mich auch manchmal in Allmachtsfantasien ergehen möchte.
Was ich aber beeinflussen kann, ist meine Entscheidung, wie ich mit den Herausforderungen umgehe.
Und das habe ich getan.
Nach vielen Gesprächen mit meinen Herzensmenschen und einem Spaziergang mit Herrn M in der wunderschönen Natur habe ich mich auf das besonnen, was ich gut kann: Ich habe priorisiert.
Zuerst habe ich alles aufgelistet und mich gefragt, welche der anstehenden Dinge mich meinen Herzenszielen näherbringen:
Auf einer Skala von 1 (ist ganz nett, kostet mich aber Kraft oder streichelt nur mein Ego) bis 10 (das ist das Ziel, das ich auf jeden Fall umsetzen will und das in meinem Leben eine riesige Rolle spielt) habe ich alle Themen einsortiert.
Es waren einige Dinge dabei, die auf einer 3-5 dahin dümpelten. Nur drei Felder waren dabei, die mindestens eine 8 waren. Diese, die für mich wichtigsten Bereich, duften bleiben.
Dann kam ich ins Handeln und habe mich im Zuge dessen von dem Gedanken verabschiedet, eine bestimmte Fortbildung weiterzumachen und das zu kommunizieren.
Nicht alle waren davon begeistert. Man hatte mit mir gerechnet, mich fest eingeplant. Möglicherweise waren auch zukünftige Erwartungen an mich daran verknüpft.
Die Frage der persönlich besten Vereinbarkeit kann sich zwischen Herz und Verstand abspielen
Das ist genau der Spannungsbogen, wenn sich die Frage nach dem „Was wäre, wenn…“ zeigt.
Zwischen dem Nutzen und den Erwartungen von Dritten, von dem, „was man so macht“ und von dem, wie es das eigene Herz vorgibt, findet „echte“ Vereinbarkeit statt.
Es hat niemand gesagt, dass es leicht ist. Und niemand enttäuscht gerne die Hoffnungen von Menschen, die ein bestimmtes Bild von uns haben.
Ich tröste mich trotzdem damit, dass in diesem speziellen Fall das Herz gewonnen hat:
Dass ich jetzt mehr Zeit habe für die pflegebdürftige Person, die mich als einzige noch erkennt.
Dass ich wieder mehr Zeit habe für meine Kinder, die jeden Tag unabhängiger werden und ihre Flügel ausbreiten, bereit zum Ausflug aus dem Nest.
Und nicht zuletzt dass ich nun besonders fokussiert an den Projekten arbeiten kann, die mich erfüllen.
Wenn das das Lernergebnis dieses inneren Ringens war, war es das mehr als wert.