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Abgrenzung… in Liebe

Kennst du das?

Eine Situation, ein Mensch, ein Thema begleitet dich schon so lange. Du kennst das alles in und auswendig. Kennst jede Facette, weißt um jede Hürde, nennst alle Fallstricke Schwester. Es fühlt sich an, als sei dieses eine Thema oder diese eine Person zu einer zweiten Haut geworden, so gut kennt ihr euch.

Aber dann merkst du mit einmal, dass es dich herunterzieht. Es fühlt sich nicht mehr stimmig an. Irgendetwas behindert dich daran, weiterzuziehen.

Nehmen wir an, es gibt da einen Menschen in deinem Leben, den du schon so lange kennst, dass du gar nicht mehr genau sagen kannst, wie lange. Ihr habt alle möglichen und unmöglichen SItuationen miteinander erlebt. Möglicherweise liebt ihr euch sogar, oder es gab mal eine Zeit, in der du daran geglaubt hast. Und dann kommt da diese Schwere in eure Beziehung hinein.

Etwas verändert sich.

Du bemerkst, dass die Person es dir nicht mehr richtig gönnt, wenn du einen Erfolg hast. Oder dass sie dich nur noch anruft, wenn sie selbst nicht weiter weiß. Wenn sie richtig am Boden ist. Die richtig guten Zeiten teilt sie mit jemand anderem, zwischen euch gibt es nur noch Trauer und Leid.

Anfangs nimmst du dein Gefühl noch nicht so ernst. Um der guten alten Zeiten Willen tröstest du, weinst mit, bleibst auch in deinem eigenen Leben hinter deinen Möglichkeiten zurück und wartest. Und bist da. Und hoffst.

Denn du wünschst dir immer noch, dieser eine Mensch möge sich doch auch von seinem Leid befreien, sich weiterentwickeln, an der blöden Situation arbeiten. Du wünschst dir, die Person würde sich auch in die Tiefen ihrer Seele stürzen und endlich dort einmal aufräumen. Damit ihr am Ende, nach den gemeinsamen Aufräumarbeiten, den Weg zusammen gehen könnt.

Irgendwann merkst du, dass nichts passiert. Die selben Ausflüchte, die gleichen Sätze, Ausreden wie gedruckt. Alles nur, um sich dem Elend nicht stellen zu müssen. Langsam wirst du wütend, aber du bleibst bei der Stange. Ihr habt euch doch mal geliebt, da kannst du ja nicht einfach gehen. Oder? Kannst du nicht? Oder liebst du dich einfach auch selbst nicht genug?

Solidarität ist eine großartige Sache. Aber sie beginnt bei dir selbst.

Frage dich, ob du die einzige in der Beziehung bist, die gibt. Ob du dich auch mal ausheulen kannst. Ob du auch mal angerufen wirst, mit einem „Hey, schön dich zu hören, was machst du gerade so?“ Oder ob das Telefon nur klingelt, wenn am anderen Ende der Leitung Schmerz und Trauer warten. Wenn dem so ist, wenn du merkst, dass über eine lange lange Zeit hinweg das Geben bei dir liegt und das Nehmen bei der anderen Person, ist es Zeit, den Fokus wieder auf dich zu richten.

Nimm dich selbst wieder ernst

Nein, das muss nicht bösartig geschehen. Im Gegenteil. Die gemeinsame gute Zeit ist es sicher wert, dass du dich liebevoll löst. Nein, das ist nicht was du eigentlich wolltest. Aber du musst dir deine Energie wieder zurücknehmen. Das Drama darf zurück an den Absender gehen. Sonst zieht es auch bei dir ein, und wohin das führt, das hast du dir lange ansehen können. Du darfst dir dein Leben zurücknehmen. So einfach ist das.

An dieser Stelle fragst du dich vielleicht, wie das gehen soll. Möglicherweise bist du tief in der ganzen Geschichte verstrickt oder hast noch Gefühle für die Person. Das ist in Ordnung, und keine Seltenheit. Nimm einfach wahr, wie es dir mit deinen eigenen Themen geht.

Wo steht Arbeit an?

Hast du deine Wohnung vernachlässigt? Deine Finanzen? Brauchen deine anderen Freunde etwas mehr Aufmerksamkeit? Wie steht es mit deinen eigenen Projekten? Deinem Ehrenamt? Wann warst du das letzte Mal beim Sport oder hast dich auf einen Tee mit deiner Mutter getroffen? Die Antworten auf diese Fragen führen dich zurück zu dem, was jetzt wieder wichtiger werden darf. Zurück zu dir.

Wenn du bei dem Gedanken daran jetzt innerlich zusammenzuckst und dir sagst, du bist ein Egoist, wenn du die Person jetzt fallen lässt, muss ich dich auf etwas hinweisen: Es gibt keine gesunde Alternative dazu, dass du dich wieder auf dich konzentrierst. Denn du nützt niemandem, wenn du mit im Drama festhängst. Du verkaufst dich nur unter Wert, wenn du immer noch einen letzten weiteren Schritt abwartest, dass die Person sich ändert.

Wünschen ja. Erzwingen nein.

Lass die Kontrolle über die andere Person los. Niemand weiß, wann der Zeitpunkt kommt, an dem die andere Person sich weiterentwickelt. Jede/r geht in seinem/ ihrem Tempo. Vielleicht will sie sich noch nicht ändern? Vielleicht überhaupt nicht? Vielleicht ist sie sogar seelisch an einem Punkt, an dem du nicht mehr helfen kannst, sondern es müsste eine professionelle Helferperson hinzukommen? Vielleicht (der blödeste Fall) fühlt sich die Person auch in ihrem Drama wohl, und du bist sozusagen die Sahnehaube auf der „Ich hab mich im Kummer eingerichtet“-Torte?

Abgrenzen… in Liebe

Vielleicht findest du auf diese letzten Fragen keine Antworten. Oder nur Antworten, die dir nicht gefallen. Egal, was dabei rauskommt: Du bist wichtig. Du zählst. Fang wieder an, dir selbst mehr Raum zu geben. In Minischritten, wenn es sein muss. Und ja, auch weiterhin mit Liebe ein deinem Herzen. Aber löse dich nicht für jemand anderen auf. Das wäre viel zu schade. Atme tief ein, und geh zurück. Zurück zu dir und deinen Wünsche, Träumen, Erfolgen. Die andere Person kann folgen, wenn sie mag, aber warten solltest du nicht mehr. Denn möglicherweise verpasst du damit, was du dir immer gewünscht hast: Liebe. Glück. Und einen Platz, an dem du so angenommen wirst, wie du bist, ohne Drama.